Der Winter steht vor der Türe

Echt jetzt?!? JA! Echt!

Da war es „gefühlt“ vor ein paar Tagen noch hochsommerlich warm und drückend, mit 35°C und jeder Menge Schweisstropfen auf der Stirn, schon bei kleinster Anstrengung und man konnte sich kaum dazu aufraffen überhaupt etwas zu tun, weil einfach alles so anstrengend und schweisstreibend war. Ok, dann kam der erhoffte, abkühlende Regen und etwas Wind, hochwillkommen und erfrischend zwar, aber doch länger present als erwünscht. Egal, Hauptsache erstmal wieder frische Lebensgeister erwecken und nach dem Hitzedebakel auch gerne in Kauf genommen.

Alles so schön bunt hier

Kaum hat man sich daran gewöhnt, dass es 20°C kälter geworden ist, schon wundert man sich über die seltsame Färbung der Blätter an den Laubbäumen. Die, die gestern noch fröhlich und sanft im Wind wedelnd Schatten gespendet haben, sind nun gelb-orange, dürr und lechzen gen Boden. Hey, was ist los mit euch? Ich bin doch noch nicht so weit! Dabei fällt mir auf, es erst kurz nach halb 6, und schon muss ich mein Licht am Auto anmachen. Der feine Nieselregen zwingt mich in zwar langen, aber stegien Abständen der Scheibenwischer zu betätigen. Och, Oktober – da war doch was. Ich sollte vielleicht mal den Reifenwechsel anleiern. O bis O; Oktober bis Ostern. Jam die Zeit ist wohl reif „Seufz“.

Jingle bells

Hey Leute, was stimmt eigentlich mit euch nicht? Während ich so vor mich hin sinniere, ob ich nun schon Winterreifen aufziehen soll, oder nicht, sehe ich bei einem Routineeinkauf im Aldi plötzlich Dominosteine und Lebkuchen in der Auslage! Geht es eigentlich noch? Wir haben Anfang Oktober! Ich bin immer noch im PinaColada, Sex on the Beach und Aperol Modus. Hab das letzte Eis in der Fußgängerzone noch nicht richtig verdaut und ihr kommt nun mit Lebkuchen?

Dass nicht schon „Last Chrismas“ und „Jingle bells“ aus den Lautsprechern der Billigfooter dröhnt ist alles. Ich bin doch noch garnicht so weit!

Heul leise!

Ja ja, es fällt mir wie Schuppen von den Haaren – der Sommer ist wohl rum, der Hebst schiesst wie ein wie gewordenes Wildschwein in Lichtgeschwindigkeit an einem vorbei und nicht mehr lange, da hört man morgens um halb sieben den Nachbarn mit der Schneeschaufel die ersten Flocken von der Straße kratzen. Ich will das alles nicht! Kann man nicht für eine oder zwei Wochen das Licht ausmachen, die Temperatur auf 5°C stellen und dann wieder in den Frühlingsmodus wechseln?

Hey, wir haben Anfang Oktober, es sind bis Ende März (Da wo der Frühling zu kommen hat) noch fast 6 Monate!!!! Ich will dass alles nicht, ich will Sonne, blauen Himmel, warme (nicht heisse) Temperaturen, will ins Freibad oder an den See, will in kurzer Hose und T-Shirt durch die Stadt tingeln, will die Klimaanlage im Auto auf volle Pulle drehen, will abends um 22:00 Uhr mit einem Glas Bier gemütlich auf der Terasse sitzen, ich will… ich will…

Hallo Depri-Phase

OK, ok – ich weiss, es hilft alles nichts. Da müssen wir jetzt durch! Winterklamotten aus dem Schrank, die schweren, warmen, wasserdichten Schuhe aus dem Keller geholt, die Sneakers wieder in den Karton und in das soeben frei gewordene Kellerregal eingeräumt, den Schneeschieber, dessen Kante schon Flugrost angesetzt hat, wieder vor die Türe gestellt, die Heizung an und die Mundwinkel nach unten in den Wintermodus gestellt.

Ich gehe jetzt in den Keller und träume von Fahrten im Kajak auf dem Bodensee, vom Schwimmen und Sonnen im Strandbad, vom Fahrradfahren im T-Shirt und leckerem Eis in einer Fußgängerzone. 2025 gehen wir’s wieder an und meckern dann über die unerträglichen, schwülen Temperaturen!

Die Burg Hohenzollern

Eine Reise durch die Geschichte und Architektur

Die Burg Hohenzollern, majestätisch auf dem Gipfel des Hohenzollernbergs in der Nähe von Hechingen im Bundesland Baden-Württemberg gelegen, ist eine der eindrucksvollsten und bekanntesten Burgen Deutschlands. Sie thront auf einem steilen, isolierten Bergkegel und bietet einen atemberaubenden Blick auf die umliegende Landschaft. Die Burg dient heute als Symbol für das preußische und schwäbische Adelsgeschlecht der Hohenzollern, dessen Mitglieder zu den bedeutendsten Monarchen Europas gehörten. Dieser Bericht beleuchtet die historische Bedeutung, die architektonischen Merkmale und die kulturelle Relevanz der Burg Hohenzollern.

Geschichtlicher Hintergrund

Ursprünge und das erste Schloss

Die Geschichte der Burg Hohenzollern geht auf das 11. Jahrhundert zurück, als die erste Burganlage auf dem Berg errichtet wurde. Die früheste urkundliche Erwähnung der „Zolre Burg“ stammt aus dem Jahr 1267. Diese mittelalterliche Festung war die Stammburg der Hohenzollern, eines schwäbischen Adelsgeschlechts, das sich im Laufe der Jahrhunderte in zwei Hauptlinien aufspaltete: die fränkische Linie, aus der die preußischen Könige und deutschen Kaiser hervorgingen, und die schwäbische Linie, die die Grafen von Hohenzollern stellte.

Die erste Burg war jedoch stark umkämpft. Im Jahr 1423 wurde sie nach einem zehnmonatigen Belagerungskrieg zerstört. Diese frühe Anlage war eine typische mittelalterliche Befestigung, die der Verteidigung diente und strategisch günstig platziert war.

Die zweite Burg

Im Jahr 1454 wurde die Burg wieder aufgebaut, diesmal größer und imposanter als zuvor. Die neue Burganlage war auf Verteidigung ausgelegt und von massiven Festungsmauern umgeben. Sie diente den Hohenzollern in den folgenden Jahrhunderten als Rückzugsort, verlor aber mit der Zeit an Bedeutung. Während des Dreißigjährigen Krieges und der darauf folgenden Konflikte in Mitteleuropa wurde sie mehrmals beschädigt und repariert, blieb jedoch weiterhin in Besitz des Adelsgeschlechts.

Die heutige Burg: Dritte Bauphase

Die heutige Burg Hohenzollern wurde zwischen 1846 und 1867 im neugotischen Stil erbaut. Diese Burg ist nicht als Festung gedacht, sondern als Denkmal für das Haus Hohenzollern und seine preußischen Wurzeln. Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. ließ den Wiederaufbau der Burg im 19. Jahrhundert durchführen, um die Geschichte seiner Vorfahren zu ehren. Architekt Friedrich August Stüler entwarf das Bauwerk in einem romantischen Stil, der die Elemente der mittelalterlichen Wehrarchitektur aufgriff, jedoch mit einer ästhetischen, repräsentativen Betonung, die den Stil der Zeit widerspiegelte.

Architektonische Merkmale

Die Burg Hohenzollern ist ein Musterbeispiel für die Neugotik und eine Mischung aus wehrhaften und repräsentativen Elementen. Ihre beeindruckende Silhouette ist von zahlreichen Türmen und Zinnen geprägt, die ihr das Erscheinungsbild einer mittelalterlichen Ritterburg verleihen. Der Grundriss der Burg ist von einem unregelmäßigen Polygon umgeben, das durch die Topografie des Hohenzollernbergs bedingt ist.

Der Zugang und die Toranlagen

Der Weg zur Burg führt durch mehrere mächtige Toranlagen, die den Zugang streng kontrollierten. Am Eingang beginnt der Weg durch das prächtige Adlertor, gefolgt von weiteren Tortürmen und Wehrgängen. Diese Toranlagen sind Überreste der mittelalterlichen Befestigung, die später bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert wiederaufgebaut wurden. Die gewundenen Wege, die zur Burg hinaufführen, dienten dazu, Angreifern den Zugang zu erschweren und den Verteidigern einen besseren Überblick zu verschaffen.

Der Burghof und die Hauptgebäude

Im Inneren der Burg öffnet sich der zentrale Burghof, der von den wichtigsten Gebäuden umgeben ist. Das Hauptgebäude ist das prächtige Palas, der Wohn- und Repräsentationsbereich der Burg. Dieser Bau beherbergt die prunkvollen Wohnräume, die Bibliothek, den Rittersaal und die Kapelle. Besonders beeindruckend ist der Kaisersaal, der mit aufwendigen Wandmalereien und Skulpturen verziert ist. Die Räume sind reich ausgestattet und spiegeln den Reichtum und die Macht der Hohenzollern wider.

Kapellen und Kirchen

Die Burg besitzt zwei Kapellen: die katholische St. Michaelskapelle und die evangelische Christuskapelle. Beide sind kunstvoll gestaltet und dienen heute noch als Orte für Gottesdienste und Hochzeiten. Die St. Michaelskapelle ist besonders alt und geht auf die Zeit der zweiten Burg zurück, während die Christuskapelle im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Sie zeugen von der religiösen Bedeutung, die das Haus Hohenzollern über Jahrhunderte hinweg innehatte.

Burgmauern und Wehranlagen

Die äußere Ringmauer der Burg ist eine beeindruckende Struktur, die das Hauptgebäude umschließt und den Eindruck einer uneinnehmbaren Festung vermittelt. Die Mauern sind mit Wehrtürmen versehen, die einen weiten Blick über die umliegende Landschaft bieten. In früheren Zeiten waren diese Wehranlagen von großer Bedeutung, um die Burg gegen Angriffe zu schützen, insbesondere während der Belagerungen im Mittelalter.

Historische Bedeutung

Die Burg Hohenzollern hat nicht nur als Stammsitz der Hohenzollern eine große historische Bedeutung, sondern spielte auch in der deutschen Geschichte eine Rolle. Im 19. Jahrhundert, während der Einigung Deutschlands unter preußischer Führung, galt die Burg als Symbol der Einheit und Macht des preußischen Königshauses. Während des Kaiserreichs unter Wilhelm II. war die Burg ein Ort patriotischer Feiern und historischer Rückblicke.

Auch nach dem Ende der Monarchie 1918 blieb die Burg Hohenzollern im Besitz der Familie und wurde zu einem Gedenkort für die Geschichte des Hauses Hohenzollern. Sie beherbergt heute wertvolle Kunstgegenstände, historische Dokumente und Erinnerungsstücke, darunter die preußische Königskrone.

Heutige Nutzung und Tourismus

Die Burg Hohenzollern ist heute ein beliebtes Touristenziel und zieht jährlich Tausende von Besuchern aus der ganzen Welt an. Sie ist öffentlich zugänglich und bietet Führungen durch die prächtigen Innenräume an. Die Räume sind mit Kunstwerken, Möbeln und historischen Gegenständen ausgestattet, die einen Einblick in die Geschichte der Hohenzollern und des preußischen Königshauses geben.

Besonders beliebt sind die Sonderausstellungen, die regelmäßig in der Burg stattfinden. Diese beleuchten unterschiedliche Aspekte der Geschichte, von der Rolle der Hohenzollern in der europäischen Politik bis hin zu ihrer Verbindung zur Kunst und Kultur. Die Burg wird auch für Veranstaltungen genutzt, darunter Konzerte, Theateraufführungen und Hochzeiten.

Fazit

Die Burg Hohenzollern ist nicht nur ein beeindruckendes Bauwerk, sondern auch ein Symbol der deutschen Geschichte und der Macht des Hauses Hohenzollern. Ihre reiche Geschichte, die kunstvolle Architektur und die spektakuläre Lage machen sie zu einem kulturellen Erbe von unschätzbarem Wert. Heute bietet sie sowohl Einheimischen als auch Touristen die Möglichkeit, in die Geschichte einzutauchen und die Schönheit der Neugotik zu bewundern. Trotz ihrer wehrhaften Ursprünge ist die Burg heute ein Ort der Erinnerung und der kulturellen Begegnung, der über die Jahrhunderte hinweg seinen besonderen Reiz behalten hat.

Die Geschichte vom Eisbären

Es war einmal ein Eisbär namens Boris, der am Nordpol lebte. Boris war nicht wie die anderen Eisbären, die damit zufrieden waren, durch den Schnee zu stapfen und Robben zu jagen. Nein, Boris träumte von mehr. Er träumte davon, die Welt zu verändern. Während seine Freunde sich in Eishöhlen kuschelten und Fische fingen, saß Boris oft am Rand des Polarkreises und starrte in die Ferne. Er dachte nach.

Eines Tages, als Boris im Eis saß und den kalten Wind durch sein Fell wehen ließ, hatte er eine Eingebung. „Ich werde Politiker!“, rief er begeistert. „Die Welt braucht jemanden wie mich, der sich um die Verteidigung des Eises kümmert, damit es nicht schmilzt. Ich werde Verteidigungsminister werden und den Polarkreis verteidigen!“

Gesagt, getan. Boris schnürte sich eine Aktentasche aus alten Fischernetzen und machte sich auf den Weg nach Süden, wo die großen Regierungen der Menschen saßen. Er wusste, dass es nicht leicht sein würde, aber er war fest entschlossen, seinen Platz in der Politik zu erkämpfen.

Nach Wochen der Reise kam Boris in eine große Stadt. Er war beeindruckt von den hohen Gebäuden, den Menschen in Anzügen und den flinken Autos, die an ihm vorbeirauschten. Doch Boris ließ sich nicht beirren. Er meldete sich im Rathaus und wollte sich zur Wahl stellen.

Die Menschen jedoch, die dort arbeiteten, hatten noch nie einen Eisbären in einem Anzug gesehen, geschweige denn einen, der sich für Politik interessierte. „Ein Eisbär als Verteidigungsminister?“, lachten sie. „Das ist doch absurd!“

Doch Boris ließ sich nicht entmutigen. Er hielt Reden auf öffentlichen Plätzen, verteilte Flyer, die er mühsam mit seinen großen Tatzen bedruckt hatte, und sprach mit den Bürgern über die Wichtigkeit der Verteidigung der Polarregionen. Einige Leute begannen sogar, ihn ernst zu nehmen. „Der Eisbär hat recht“, sagten sie. „Das Eis schmilzt, und niemand tut etwas dagegen.“

Leider konnte Boris nie genügend Stimmen sammeln, um wirklich Verteidigungsminister zu werden. Die Menschen fanden ihn zwar nett, aber sie glaubten, dass ein Eisbär in der Politik vielleicht doch etwas zu… ungewöhnlich sei.

Enttäuscht, aber nicht bereit, aufzugeben, begann Boris nach einer anderen Möglichkeit zu suchen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er konnte nicht einfach nach Hause zurückkehren und den anderen Eisbären erzählen, dass er gescheitert war. Er musste etwas Neues finden.

An einem heißen Sommertag, während Boris durch die Straßen der Stadt schlenderte, fiel ihm auf, wie viele Menschen Eiscreme aßen. Da hatte er eine Idee! Wenn er schon nicht Verteidigungsminister werden konnte, dann würde er wenigstens etwas Gutes tun, um die Menschen abzukühlen – er würde Eis verkaufen!

Mit dem letzten Geld, das er hatte, kaufte Boris einen kleinen Eiswagen und begann, Eis zu verkaufen. Doch nicht irgendein Eis – Boris kreierte besondere Eissorten, inspiriert von seiner Heimat am Nordpol: „Polarwirbel“, „Gletscherblau“ und „Robbenbeere“ waren nur einige seiner Kreationen. Die Menschen liebten sein Eis, und bald war Boris als der freundlichste und kühlste Eisverkäufer der Stadt bekannt.

Er konnte zwar nicht die Welt verändern oder Verteidigungsminister werden, aber Boris lernte, dass es manchmal auch die kleinen Dinge sind, die einen Unterschied machen. Indem er Menschen an heißen Tagen mit Eis erfreute, brachte er ein Stück des Nordens in die Herzen der Menschen. Und tief in seinem Inneren wusste Boris, dass er doch etwas Gutes getan hatte – auf seine eigene, eisige Art.

Solodiving

Wer den Tauchschein macht, kommt unweigerlich an einen Punkt, an dem gelehrt wird „Tauche nie allein„ – auch ich propagiere hier auf meiner…

Read more

„Das stille Netz“

„Früher war alles anders.“ Diese Worte hallten durch Inges Gedanken, während sie auf die Facebook-Seite ihres Enkels starrte. Er hatte wieder ein Bild gepostet, diesmal von seinem letzten Skiurlaub in den Alpen. Inge war 72 Jahre alt, und obwohl sie mit dem Internet vertraut war, konnte sie nicht verstehen, warum alle Welt jede Kleinigkeit ihres Lebens online teilte. Sie scrollte mechanisch durch ihren Newsfeed, sah sich die Bilder an, die ihre Bekannten posteten: Urlaubsbilder, Kinderfotos, Zitate über das Glück. Doch statt Freude oder Verbundenheit zu fühlen, spürte sie eine wachsende Leere.

Seitdem ihre Tochter sie vor einigen Jahren dazu gedrängt hatte, sich ein Smartphone und ein Facebook-Profil zuzulegen, war Inge zunehmend in die digitale Welt gezogen worden. Anfangs war es spannend. Sie konnte sehen, was ihre Freunde und Verwandten machten, ohne das Haus zu verlassen. Doch nach und nach hatte sich diese Verbindung in etwas anderes verwandelt – in eine ständige Flut von Informationen, die sie überforderte und ihr das Gefühl gab, dass das echte Leben immer weiter in den Hintergrund rückte.

Auch Peter, 65 Jahre alt und seit kurzem in Rente, empfand ähnlich. Er war von Natur aus ein geselliger Mensch, doch seit er sich vor einem Jahr bei Instagram angemeldet hatte, fühlte er sich seltsam isoliert. Er folgte dort ehemaligen Kollegen, alten Schulfreunden und natürlich seinen Kindern und Enkeln. Doch während er durch die endlosen Fotos von glücklichen Gesichtern, prunkvollen Hochzeiten und extravaganten Mahlzeiten scrollte, bemerkte er, dass er sich zunehmend unzulänglich fühlte. Er verglich sein Leben – ruhig, zurückgezogen und voller alltäglicher Routinen – mit dem scheinbar aufregenden Leben seiner Freunde und Familie.

Immer öfter saß Peter in seinem Wohnzimmer, das Smartphone in der Hand, und fragte sich, ob es überhaupt noch einen Wert hatte, persönlich mit jemandem zu sprechen. Wozu sollte er anrufen, wenn er ohnehin alles Wichtige schon in den sozialen Medien sah? Die Gespräche, die er führte, wurden kürzer und oberflächlicher. „Ich habe doch alles schon gesehen“, sagte er sich oft, wenn ein Bekannter ihm von einem Ausflug erzählte, den er bereits auf Instagram verfolgt hatte.

Dann war da noch Ursula. Ursula war 68 Jahre alt, und im Gegensatz zu Inge und Peter war sie nie wirklich Teil der digitalen Welt geworden. Sie hatte kein Facebook-Konto, keine Instagram-Seite, und sie hatte auch nie das Bedürfnis verspürt, eines zu haben. Doch in den letzten Jahren hatte sie gemerkt, dass sie sich zunehmend ausgeschlossen fühlte. In Gesprächen mit ihren Freundinnen hörte sie immer wieder dieselben Sätze: „Hast du das auf Facebook gesehen?“ oder „Schau mal auf WhatsApp, da habe ich dir das Foto geschickt.“

Ursula wusste, dass sie einen Schritt in die digitale Welt wagen müsste, wenn sie den Anschluss nicht verlieren wollte. Aber sie spürte auch einen tiefen Widerstand. Für sie war das Internet ein undurchdringliches Labyrinth, ein Ort, an dem Menschen ihre Zeit verschwendeten, anstatt im Hier und Jetzt zu leben. Sie liebte es, in den Park zu gehen, den Duft der Blumen zu genießen und das Leben zu beobachten. Doch je mehr Zeit ihre Freundinnen online verbrachten, desto weniger schienen sie diese einfachen Freuden zu teilen.

Eines Abends beschloss Inge, das Thema in ihrer wöchentlichen Strickrunde anzusprechen. „Geht es euch auch so?“, fragte sie zögerlich, während sie an einem neuen Schal arbeitete. „Ich meine, mit dem ganzen Internet-Zeug. Es ist, als wäre das Leben plötzlich weniger… real.“

Peter, der an der Runde teilnahm, nickte sofort. „Ich weiß genau, was du meinst. Früher habe ich mich auf die Treffen mit alten Kollegen gefreut. Jetzt sehe ich schon alles online, bevor wir uns überhaupt treffen. Es gibt nichts Neues mehr zu erzählen.“

„Genau“, fügte Ursula hinzu, die sich zwar nicht im Internet auskannte, aber dennoch die Auswirkungen spürte. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute gar nicht mehr richtig zuhören. Sie sind nur noch mit ihren Handys beschäftigt, selbst wenn sie mit dir im selben Raum sitzen.“

Das Gespräch wurde lebhafter. Die anderen Mitglieder der Strickrunde, alle zwischen 60 und 75 Jahre alt, stimmten zu. Sie sprachen über ihre Erfahrungen, wie das Internet und die sozialen Medien ihr Leben verändert hatten. Für einige war es eine Möglichkeit, mit der Familie in Kontakt zu bleiben, aber für die meisten war es zu einer Belastung geworden. Sie fühlten sich gezwungen, mitzuhalten, ständig erreichbar zu sein und ihre Privatsphäre zu opfern.

„Es ist, als ob das echte Leben weniger wichtig wird“, sagte Inge schließlich. „Ich erinnere mich an die Zeiten, als wir uns einfach getroffen haben, ohne dass jemand vorher ein Foto davon gemacht hat. Jetzt ist es, als wäre nichts mehr wirklich passiert, wenn es nicht online dokumentiert wurde.“

„Und wofür?“, fragte Peter. „Nur damit andere es sehen? Ich meine, ich poste auch ab und zu ein Bild, aber wen interessiert das wirklich?“

Die Strickrunde beschloss an diesem Abend, etwas zu ändern. Sie wollten nicht länger in der digitalen Welt gefangen sein, sondern das echte Leben wieder in den Vordergrund stellen. Sie vereinbarten, dass ihre Treffen von nun an ohne Handys stattfinden sollten, und sie beschlossen, sich öfter persönlich zu verabreden, statt nur Nachrichten zu schreiben.

Inge fühlte sich erleichtert. Es war ein kleiner Schritt, aber es fühlte sich richtig an. Als sie an diesem Abend nach Hause kam, schaltete sie ihr Smartphone aus und legte es in eine Schublade. Sie griff nach einem alten Fotoalbum, das seit Jahren im Regal verstaubte, und begann, durch die vergilbten Seiten zu blättern. Die Bilder erzählten Geschichten aus einer Zeit, als das Leben langsamer war, aber auch intensiver. Jede Erinnerung war klar und scharf, und sie fühlte sich verbunden mit den Menschen, die auf diesen Fotos abgebildet waren.

Auch Peter begann, sich von den sozialen Medien zu distanzieren. Er merkte, dass seine Gespräche mit alten Freunden wieder länger und tiefer wurden, seit sie nicht mehr durch Online-Updates vorweggenommen wurden. Er lud seine Freunde häufiger zum Kaffee ein, und sie sprachen über ihre Erlebnisse, statt sie nur in Bildern zu zeigen. „Es fühlt sich wieder echt an“, dachte er eines Tages, als er mit einem alten Schulfreund im Park spazieren ging.

Ursula, die nie Teil der digitalen Welt war, freute sich, dass ihre Freundinnen wieder mehr Zeit für persönliche Treffen hatten. Sie genossen es, gemeinsam in Cafés zu sitzen, alte Geschichten auszutauschen und über das Leben zu plaudern – ohne die ständige Unterbrechung durch Nachrichten oder Anrufe.

Mit der Zeit begannen auch andere Menschen in ihrem Bekanntenkreis, über die Auswirkungen der sozialen Medien nachzudenken. Einige löschten ihre Accounts, andere reduzierten die Zeit, die sie online verbrachten. Immer mehr Menschen merkten, dass das ständige Teilen und Vergleichen sie nicht glücklicher machte, sondern oft das Gegenteil bewirkte.

Die Welt des Internets war groß, faszinierend und voller Möglichkeiten. Doch für Inge, Peter, Ursula und ihre Freunde gab es einen anderen Weg. Sie hatten das Echte, das Unmittelbare und das Unperfekte wiederentdeckt – und es fühlte sich an, als hätten sie das Leben selbst zurückgewonnen.

Die Strickrunde wurde zu einem festen Bestandteil ihrer Wochen. Sie lachten, erzählten Geschichten und arbeiteten gemeinsam an neuen Projekten. Doch mehr als das: Sie lebten im Moment. Sie waren wieder miteinander verbunden – nicht durch digitale Plattformen, sondern durch echte Gespräche, durch gemeinsame Erlebnisse und durch das einfache, aber bedeutungsvolle Zusammensein.

Das Internet war da, es war nicht wegzudenken. Aber es war nicht mehr ihr Lebensmittelpunkt. Sie hatten den Wert des Offline-Seins neu entdeckt.