Was man alles benötigt für den LAPL / PPL
Wer glaubt, man könne einen Pilotenschein auf gleiche Weise machen, wie man einen PKW- oder LKW-Führerschein macht, den muss ich leider enttäuschen. Auch die reinen Eckdaten was z.B. die Kosten betrifft, sind meist nur Aussagen um Leute zu locken oder einem den Scheinerhalt schmackhaft zu machen. Man kann eine Pilotenlizenz nicht einfach kaufen, nur mit Geld wirst du diese nicht erhalten.
Ich möchte hier in diesem Artikel unverblümt und ehrlich auch über die Schattenseiten und Schwierigkeiten eines solchen Vorhabens sprechen. Logischerweise nur aus meiner Sicht, aber ich denke diese deckt sich mit vielen meiner Leidensgenossen.
Grundvoraussetzungen
Folgende sehr wichtige „Zutaten“ sind für das Vorhaben unerläßlich:
Alles logisch, oder? Dennoch scheitern viel an dem ein oder anderen Punkt, weshalb ich diese mal der Reihe nach, näher betrachten und durchleuchten möchte.
Der Wille
Klar ist der Wille da, das ist er ja meistens, denn sonst würdest du dich ja nicht mit der Thematik beschäftigen. Aber das ist nicht der Wille, von dem ich spreche. Nicht der spontane Wille aus einer Bierlaune heraus, oder die irre Idee, weil man vielleicht gerade ein Video gesehen hat oder ein Bericht im TV. Einfach nur zu denken „das ist cool – das mache ich auch!“ wird nicht reichen. Informiere dich umfassend und ausführlich über die Anforderungen und Probleme die so ein Vorhaben mit sich bringen. Wenn du nach dem Erhalt aller Informationen immer noch den Schein machen willst, herzlichen Glückwunsch! Die erste Hürde ist genommen!
Geld
Das ein Flugschein Geld kostet, ist ja klar. Aber wie viel denn nun? Informiert man sich bei Flugschulen oder im Internet, so werben einige Ausbildungsbetriebe bereits mit Kosten von unter 4.000 €. Gerechnet wird hier einfach mit dem Stundensatz mal 35 Pflichtstunden auf einem günstigen Ausbildungsflugzeug. Aber das reicht bei weitem nicht. Es kommen noch sehr viel Nebenkosten hinzu. Angefangen von Untersuchungskosten beim Augen- und Fliegerarzt, dem separat zu er webenden Funksprechzeugnis, die Anmelde- und Prüfungsgebühren, das Lehrmaterial und die Bücher, Navigationshilfsmittel…. es hört nicht auf! Und ehe man sich versieht, sind schnell 10.000 € statt der umworbenen 4.000 – 5.000 Euro in die Ausbildung geflossen. Das ist ein wichtiger Punkt, über den du dir klar werden musst. Fliegen lernen ist nun mal nicht billig. Aber man muss auch sagen, dass das die Kosten für die gesamte Ausbildung sind. Diese müssen ja nicht sofort und auf einen Schlag entrichtet werden, sondern verteilen sich über den gesamten Zeitraum der Ausbildung. Bei mir waren das 18 Monate. Die verbrauchten Flugstunden wurden monatlich abgerechnet und Prüfungsgebühren zahlt man ohnehin gerne. 🙂 Dennoch sollten die 10.000 Euro schon einkalkuliert werden.
Und noch etwas sollte man nicht ganz außer Acht lassen: Der Pilotenbedarfshandel bietet alles, was man als angehender Pilot haben möchte und braucht. Ob es nun das eigene Headset von Bose für 1.100 € ist, oder das Kniebrett, die Luftfahrtkarten oder das elektronische Tablet mit dem man ganz wunderbar seine Flugroute berechnen kann. Ach ja, die Software dazu muss man ja auch noch rechnen. Also es kommt schon jede Menge an Nebenkosten hinzu. Klar man muss es nicht, aber glaubt mir, man will es!
Erlaubnis
Wer hätte es gedacht, nur Geld und Wille reicht nicht aus! Auch der Vater Staat möchte wissen, wer da in ein Flugzeug steigen will und wird dementsprechend den Flugschüler etwas genauer unter die Lupe nehmen.
Da wäre zunächst das „erweiterte polizeiliche Führungszeugnis“ der Belegart „O“. Dieses wird im Gegensatz zum ’normalen‘ Führungszeugnis nicht einem selbst zugesandt, sondern direkt der entsprechenden Behörde. Man weiß also selbst nicht was drin steht – irgendwie ein komisches Gefühl.
Dann gibt es noch die ZÜP, die Bestätigung der Zuverlässigkeit. Also die Zuverlässigkeitsüberprüfung von Personen gem. § 7 Luftsicherheitsgesetz. Wer die erhält und wer nicht und vor allem warum oder warum nicht, ist hier schön erklärt und aufgeführt: https://reglementierterbeauftragter.com/wer-erhaelt-keine-zuverlaessigkeitsueberpruefung
Und obwohl man ja eigentlich Fliegen will, ist es ebenso nötig, seine Fahreignung durch einen Auszug aus dem Fahreignungsregister (FAER) vom Kraftfahrt-Bundesamt zu bescheinigen. Hat man hier zu viel Punkte, könnte es durchaus zu Problemen bei der Erteilung kommen.
Zeit
Viele „Aufgeber„, die ich kenne, schieben den Faktor „Zeit“ vor, um zu erklären, warum sie nicht mit dem Flugschein weiter machen. Ich persönlich halte das für Blödsinn. Wenn man, wie unter Punkt 1 (Der Wille) beschrieben, den festen Vorsatz hat den Pilotenschein zu erreichen, so hat man auch die Macht für ein ausreichendes Zeitkontingent zu sorgen. Es sei denn man hat sich hier total verkalkuliert. Vorab, die reinen Nettozahlen von 100 Theoriestunden und 30 Flugstunden können um ein Vielfaches anwachsen, wenn man sich mit der praktischen oder theoretischen Welt des Fliegens schwertut.
Rein theoretisch bekäme man alles in einem Monat unter, wenn man täglich bis zu 8 Stunden dran bleibt, das Wetter und der Fluglehrer mitspielt und man sonst nichts zu tun hat. Realistisch gesehen wird es im Schnitt auf eine Flugstunde pro Woche hinauslaufen und die Theorie kann man quasi begleitend immer lernen. Das sollte man auch tun! Statt abends, nach einem langen harten Arbeitstag, vor dem Fernseher abzuschalten, muss man sich aufraffen und Bücher über studieren und Aufgaben lösen. Bis es einem zum Halse heraushängt.
Der Rest erledigt sich mit der Zeitspanne. Wie gesagt, man muss es nicht in einem Monat durchziehen, lass dir Zeit. Und wenn du nur zwei Flugstunden im Monat wahrnehmen kannst, Hauptsache du bleibst kontinuierlich dran. Fliegt man zwei oder drei Monate nicht, so wirft einem das tatsächlich wieder ein wenig zurück und die Gesamtzeit der Flugstunden wird sich erhöhen.
Eine Flugstunde ist auch nicht wörtlich zu nehmen, sondern sollte als praktische Fluglektion gesehen werden. Diese kann wenige Minuten betragen, aber auch schon mal bis zu 90 Minuten reine Flugzeit. Für eine praktische Fluglektion von 45 Minuten benötigst du jedoch immer mehr Zeit als die reine Flugzeit. Je nach Anfahrtsweg, ich rechne mal ein 3/4 Stunde pro Strecke, kommen also noch weitere Zeiteinheiten hinzu, die du einplanen solltest. Hier mal eine Beispielaufstellung:
45 Minuten Anfahrt
20 Minuten Aushallen, Begrüßung Fluglehrer, evtl. Tanken
10 Minuten Außenkontrolle Fluggerät
10 Minuten Rollen, Abflugkontrolle/Check
45 Min Flugzeit
10 Rollen
15 Minuten Fluggerät säubern & Einhallen
15 Minuten Bord- und Logbuch schreiben, Verabschiedung FI
45 Minuten Heimfahrt
Das macht zusammengerechnet 215 Minuten! Sind also 3,5 Stunden pro „Flugstunde“ – Das ist die reelle Zeit die man sich tatsächlich für eine Flugstunde einplanen sollte! Alles andere wäre Augenwischerei. Diese 3-4 Stunden pro Woche sollte man sich Zeit nehmen, diese einplanen und auch wahrnehmen. Hat man diese Zeit tatsächlich nicht, halte ich die Durchführung eines solchen Projektes für nicht machbar. Dann sollte man es mit dem Pilotenschein von vornherein gleich lassen.
Geduld
Es gibt tatsächlich Menschen, die möchten den Schein schnell erwerben, um beispielsweise in der Ausbildung noch weiter zu machen. Es kann durchaus sein, dass man es in zwei bis drei Monaten schafft den Pilotenschein zu erwerben. Dazu allerdings sollte man schon Vollzeit dabei sein, nach Möglichkeit jeden Tag Flugstunden zu absolvieren und ein strammes organisatorisches Talent mitbringen. Wetter, Fluglehrer, Ämter, Behörden und Prüfberechtigte müssen in diesem Zeitraum mit eingeplant und abgestimmt werden. Das ist dann auch wohl eher die Ausnahme, als die Regel.
Üblicherweise stimmt man sich mit seinem Fluglehrer ab. Dieser macht je nach seiner Auslastung und Wetteranalysen Terminvorschläge. Mal passen sie, mal nicht. Wichtig hierbei ist aber, „am Ball“ zu bleiben, immer wieder Termine anzufragen und regelrecht zu nerven. Macht man, so wie ich, den Schein in einem Verein, ist der ehrenamtliche Fluglehrer natürlich gerne bereit dir die Flugstunden zugeben, um Arbeit betteln tut er aber sicher nicht. Insofern muss auch alles gut zusammenpassen. Die eigene Zeit, die des Fluglehrers, das Wetter sollte mitmachen und der Flieger sollte auch zur Verfügung stehen. Wenn man im Verein, so wie es derzeit bei uns ist, noch ein Dutzend weitere LAPL Aspiranten und die Gunst der Stunde buhlen, kann es schon einer Lotterie gleichen.
Körperliche und geistige Fitness
Wer als Pilot in das Cockpit eines Fluggerätes steigt, um dieses sicher zu führen und auch wieder sicher zu landen, benötigt eine wichtige Grundvoraussetzung; nämlich eine gute Gesundheit. Diese wird unter anderem bei dem sogenannten „Medical“, der Hauptuntersuchung beim Fliegerarzt und unter Umständen auch noch zusätzlich beim Augenarzt geprüft und bescheinigt. Neben den motorischen Tests, werden auch die Vitalfunktionen, ein Leistungs- EKG, das Herz-Kreislaufsystem und Blut- sowie Urinproben untersucht. Es ist schon eine ganze Menge an Untersuchungen, aber für einen normal gesunden Menschen durchaus unproblematisch. Wer wie ich, Brillenträger ist oder sonst im Sehen etwas eingeschränkt ist, muss zusätzlich noch zu einem Augenarzt, der speziell für die Aviation ausgelegte Tests macht und bescheinigt.
Sind diese körperlichen Voraussetzungen erfüllt und durch das Medical belegt, ist ein weiterer, wichtiger Schritt zur Pilotenlizenz absolviert. In diesem Kontext fehlt aber natürlich noch eine weiter wichtige Komponente, die geistige Gesundheit. Anders als die körperliche Untersuchung, wird hier auf eine psychologische Untersuchung verzichtet. Besteht man die theoretische Fachprüfung ist das als Bescheinigung der geistigen Fähigkeiten bereits ausreichend.
Die Anforderungen, die die theoretische Ausbildung mit sich bringt, sind allerdings nicht zu unterschätzen! Der Lernstoff ist enorm. Die Ausbildung für die LAPL(A) Lizenz z.B. umfasst mindestens 100 Stunden Theorie in den folgenden 9 Fächern:
- Luftrecht
- Menschliches Leistungsvermögen
- Meteorologie
- Grundlagen des Fliegens (Aerodynamik)
- Betriebliche Verfahren
- Flugleistung
- Flugplanung
- Luftfahrzeugkunde
- Navigation
Wenn man ohne Vorkenntnisse in die Fliegerei einsteigt, ist die Menge an Neuem Lernstoff schon enorm! Das sollte man nicht unterschätzen. Ergo ist es wichtig, eine hohe Lernbereitschaft und gute Auffassungsgabe mitzubringen. Wird die Ausbildung im Verein absolviert, findet der Unterricht zudem autodidaktisch statt. Also Bücher wälzen, Ausbilder fragen, mit Piloten sprechen, Internetrecherche und einfach alle Kanäle ausschöpfen, die es gibt.
Durchhaltevermögen
Sind alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt, steht dem Beginn des Flugscheins eigentlich nicht mehr im Wege! Dennoch bedarf es noch einem wichtigen letzten Punkt – dem Durchhaltevermögen. Leider viel zu oft habe ich Pilotenanwärter kennengelernt, die anfänglich mit Fleiß und Eifer dabei waren, dann aber auf halber Strecke das Handtuch geworfen haben. Ursächlich ist meist eine „Überforderung“, sei es zeitlich, finanziell oder intellektuell. Oder aber, der Aspirant hat sich die Fliegerei gänzlich anders vorgestellt und erkennt, das es letztendlich doch nicht das ist, was er möchte.
Je weiter die Ausbildung zum Piloten voranschreitet, desto höher summieren sich auch die Kosten. Deshalb ist es wichtig, sich immer wieder neu zu bewerten und zu motivieren, beziehungsweise rechtzeitig die Reißleine zu ziehen, wenn man erkennt, das es keinen Wert hat. Ist der „Point of no return“ erst einmal erreicht, macht ein Abbruch kaum noch Sinn, der Fortgang aber auch keinen Spaß mehr und wird zur Qual.
Also Ziele setzen und immer wieder vor Augen halten, davon träumen und sich selbst im Flieger sehen, mit einem Lächeln im Gesicht.
Viel Spaß bei der Ausbildung!