Solodiving

Solodiver

Wer den Tauchschein macht, kommt unweigerlich an einen Punkt, an dem gelehrt wird „Tauche nie allein – auch ich propagiere hier auf meiner Seite diesen Standpunkt und empfehle das „Buddy-System“. Allerdings, so nehme ich es mal vorweg, bin ich auch einer der „Solotaucher“ und gehe hin und wieder alleine in den See zum Tauchen!

Kontroverse Betrachtung

Wie bei allem im Leben, gibt es immer zwei Seiten einer Betrachtung von Dingen und Gegebenheiten. Zum einen ist es so, daß das Tauchen zu Zweit oder zu Dritt immer die vermeintliche Sicherheit schafft, dass im Falle eines Falles jemand da ist, der helfen kann. Oder könnte, wenn er/sie es denn auch mitbekommt! Nicht selten habe ich es schon erlebt, dass der Tauchpartner nicht einmal auf Lichtzeichen durch die Tauchlampe reagiert und ich im Falle eines Notfalls gerade einmal 3 Meter von meinem Buddy hätte ertrinken können, ohne das er oder sie es gemerkt hätte. Ursächlich hier ist unter anderem die Routine und das gegenseitige Vertrauen in die Tauchqualifikation des jeweils anderen. „Er ist ja schließlich ein guter und routinierter Taucher, der macht das schon gut!“.

Ich selbst habe es mir angewöhnt, den oder die Tauchpartner ständig im peripheren Blick zu halten. Manche sagen auch, jeder dritte Blick sollte zum Tauchpartner gehen. Dabei kann in zwei langen Blicken schon viel passieren! Bei dieser Gelegenheit empfehle ich auch diesen Artikel hier, in dem ich meine Tauchmaske vorstelle, die einen peripheren Blick zur Seite zulässt.

Ebenso weit verbreitet ist die, ich nenne sie mal „Unsitte“, dass der eigene Buddy zu weit weg ist. Taucht man mit einem Buddy kann man ja wenigstens immer hinterher tauchen und wie ein Schatten an seinem Tauchpartner kleben, aber bei drei Tauchern wird es schwierig wenn einer abhaut. Hier hilft nur eine eingehende Absprache und natürlich ein gutes Briefing vor dem Tauchgang. Auch sollte man, wenn es dennoch vorkommt, schon unter Wasser den Ausreisser durch Handzeichen darauf aufmerksam machen bei der Gruppe zu bleiben.

Tauchen mit Anfängern

Als langjähriger routinierter Taucher wird man immer gerne als Buddy für Anfänger und unerfahrene Taucher vorgeschlagen. Man hat ja schließlich ein Rescue Diver oder ist Drei-Stern CMAS Taucher oder gar TL/TLA und kann ja den unerfahrenen neuen Tauchern zur Seite stehen. Ja, das machen wir natürlich gerne und es freut mich auch, wenn ich einen Teil von meiner Erfahrung an diese Taucher weitergeben kann. Denn man lernt nie aus und eine frisch gebackener Taucher mit 5 oder 10 Tauchgängen ist eben noch nicht in der Lage wirklich gut tauchen zu können. OK, es gibt hier Ausnahmen! 🙂

Nun kommt es unter Wasser on, sagen wir 16 Meter Tiefe, zu einem Vorfall bei dem routinierten Taucher, bei dem er seiner eigene Kontrolle verliert und selbst Hilfe benötigt. In solch einem Fall wäre der Anfänger wahrscheinlich total überfordert, da die Situation plötzlich und unerwartet über ihn hereinbricht. Vermutlich wird die Reaktion zunächst Unsicherheit sein und direkt danach in Panik umschlagen. Schließlich hat sich der Anfänger auf Gedeih und Verderb dem Routinier anvertraut und wähnte sich in Sicherheit. Nun ist er gefordert selbst für sich und seinen Tauchbuddy zu handeln. Man kann sich leicht ausmalen, was hier alles Schief geht und welche Konsequenzen ein in Panik geratener, unerfahrener Taucher hat.

Somit ist ein Tauchgang mit Anfängern, aus Sicht des erfahrenen Tauchers“ ja quasi auch immer ein Solotauchgang, denn adäquate Hilfe im Notfall kann man nicht erwarten. Im Gegenteil, in einer Notsituation ist ein in Panik geratener Tauchpartner eher noch eine Gefahr, leider. Aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen, keine Frage!

Solotauchen mit Verstand!

Wenn ich alleine zum Tauchen gehe, dann mache ich das in der Regel ganz bewußt und nicht etwa spontan weil der Buddy mich versetzt hat. Demnach weiß ich auch, daß ich mich entsprechend vorbereite und den Tauchgang danach plane. Natürlich kann ich mich eigenständig und ohne fremde Hilfe anrödeln, den Trockie zumachen und auch alle nötigen Checks durchführen. Wer als Solotaucher seine Flossen im Tauchkoffer lässt oder die Maske nicht dabei hat, die Ventile nicht aufgedreht oder den Computer vergisst, sollte besser nicht in Wasser gehen. So unkonzentriert und fahrig ist die Gefahr schon vor dem Einstieg zu groß. Verschiebe lieber den Tauchgang!

Ein Solodive hat aber auch für mich einige positive Aspekte. So bin ich voll und ganz nur auf mich fokussiert, bin nahezu Tiefenentspannt und ohne Hektik, kann in meiner eigenen Geschwindigkeit tauchen und an einer Stelle verharren so lange ich will. Ich muss nicht ständig nach meinem Tauchpartner Ausschau halten und auch nicht kommunizieren. So ein Solotauchgang kann sehr meditativ sein!

Ein paar Dinge sollte man zur Sicherheit immer beachten. Alle Eventualitäten kann man sicher nicht abdecken, aber einige wichtige schon.

Ein paar Tipps zum Schluss

  • Ein Solotauchgang sollte nicht tiefer als 30 Meter sein und auch kein Dekotauchgang, so dass man im Notfall immer schnell an die Oberfläche kommen kann.
  • Fühlst du dich nicht gut, hast ein mieses Bauchgefühl, verzichte auf den Tauchgang oder breche ihn ab!
  • Führe eine Backupmaske in der Beintasche mit
  • Tauche nur entspannt ab, ohne Hektik oder Stress
  • Tauche mit einer Stage mit zusätzlichem Inflatorschlauch.
  • Nehme eine Boje und ein Messer mit
  • Vergewissere Dich, dass du notfalls Blei abwerfen kannst (ein V-Blei in der Backplate ist schwer abzuwerfen)
  • Plane einen Ausstieg mit 80 Bar Reserve

Viel Spass und allzeit „Gut Luft!“

One thought on “Solodiving

  1. Ein kleiner Nachtrag aus aktuellem Anlass:
    ich war neulich wieder mit zwei Tauchkameraden im Bodensee. Der Tauchgang ging auf ca. 40 Meter hinab und auch mit etwas längerer Grundzeit. Nach 60 Minuten waren wir auf Dekotiefe und meine beiden Buddies verständigten sich darauf, keine Dekompression machen zu müssen. Der eine war mit einem Kreisel unterwegs, der andere nahm das wohl nicht so wichtig. Jedenfalls waren sich beide einig, den Tauchgang an dieser Stelle zu beenden und aufzutauchen.
    Ich konnte wunderbar die Konversation der beiden verfolgen und wartete darauf, dass sich die beiden nach mit und meiner Deko Zeit erkundigen würden. Ich hatte zu dem Zeitpunkt 16 Minuten Deko auf der Anzeige. Ja und was machen die beiden? Drehen sich nicht mal um und verschwinden Richtung Ufer als wäre es eine Selbstverständlichkeit dass ich hinterherkomme.
    Nach 10 Minuten, ich habe brav an Ort und Stelle meine Deko abgesessen, hat sich dann einer wohl doch Sorgen gemacht und kam, wild mit der Lampe fuchtelnd auf mich zugetaucht!
    Naja, das Debriefing hatte es dann in sich!
    So ist es eben – wieder ein Beispiel für Pro-Solo!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert